Martin Rütter lässt mich im Stich...

... ein Textbeitrag von Heidi Schmitt (https://heidi-schmitt.de/) aus Frankfurt am Main, eine meiner beliebtesten Bloggerinnen zum Thema Hund im allgemeinen und "Panini" (ihrem eigenen Hund) im besonderen. Sehr lesenswert! Hier ein Textbeispiel "zum anfixen" sozusagen:

 

"Trotz meiner Skepsis gegenüber Hundeverstehern jeglicher Art habe ich ALLE Folgen „Der Hundeprofi“ mit Martin Rütter gesehen. Tatsächlich habe ich auch einiges von ihm gelernt. Vor allem war mir früher nicht klar, wie wichtig das richtige Timing beim Loben ist. Lobt man etwa zu spät, kann es passieren, dass man den Hund dafür lobt, dass er sich im Ohr herum bohrt. Oder niest. Der Hund selber würde sich darüber nicht wundern, der traut MIR einiges zu. Aber so richtig nützlich wäre es nicht. 

Als intimer Kenner der Hundeprofi-Folgen ist mir allerdings aufgefallen, dass 90% der von Rütter begutachteten Hunde extrem unterbeschäftigt und unterfordert sind. Sagt Rütter. Deshalb muss die Reiz-Angel her. Oder der Futter-Dummy. Oder ein Ball. Das Tier wird bespielt und bespaßt und müde gemacht wie verrückt und dann tut es mit letzter Kraft, was man ihm sagt. Das ungefähr ist das Prinzip des Rütter-Trainings. 

In einer der Folgen gab es mal einen Hund, der gerne die Häufchen seiner Kumpels fraß. Das ist bei meinem letzten Hund (Limes) auch schon mal vorgekommen, war aber sehr sehr selten - menschliche Hinterlassenschaften in Wald und Flur bevorzugte er weitaus öfter. Gefährlicher sind ja angeblich Hinterlassenschaften von Katzen. Und die von Wildtieren. Letztere aber nur, weil man sie sich durch hingebungsvolles Wälzen als „Eau de Fuchs“ auftragen kann und sich dann wie ein Hund von Welt fühlt. Ein Wald ist für die Hunde so eine Art Parfümerie Douglas. Come in and find out and smell like hell. Aber zurück zu Martin Rütter. Der Hund, der die Haufen fraß, war natürlich na?  Richtig, unterbeschäftigt, gelangweilt und unterfordert. Kaum hatte man ein paar lustige Suchspiele gemacht und Dummys geworfen, ging der Hund am delikatesten Haufen vorbei. 

Ich mache immer lustige Suchspiele mit meinem Hund. Unsere ganze Existenz ist ein einziges lustiges Suchspiel. Ich verstecke Leckerchen hinter Baumrinden, unter Wurzeln und auf Parkbänken. Mein Hund findet sie, mampft sie weg, dreht sich um und hat einen weggeworfenen Lolli zwischen den Zähnen. "Wie Kojak" und ich denke: "Und? Was jetzt, Martin Rütter?" 

Ich weiß, was er sagen würde: Das Tier darf zuhause kein Futter mehr zur freien Verfügung haben! Nein Martin, hat es nicht. Bei uns gibt’s eh nur Futter, wenn ICH es will. Mein Hund kann vor einem Rinderohr oder einem Stück getrocknetem Pansen sitzen und es NICHT nehmen  (NEIN!) -  wenn ich ihn anschaue. Gucke ich weg, macht sich das hinterlistige Kerlchen über den Braten her!  So Rütter und jetzt kommst Du!

 

Denkspiel oder Fress-Spiel? 

Damit das Tier trotz seiner Bewegungseinschränkung (wir sind mit ihm täglich aus Zeitgründen nur ca. zwei bis drei Stunden in der Natur unterwegs) nicht unterbeschäftigt, gelangweilt und unterfordert ist, machen wir Denkspiele. Auch das gab es mal beim Hundeprofi und zwar mit einem Beagle, dem offensichtlich den ganzen Tag bohrend langweilig war. Der musste kleine Leckerchen unter kleinen Becherchen suchen. Ich habe keine kleinen Becherchen, aber drei selbst gebastelte „Brain Train“-Spiele für Hunde. Inzwischen spielen wir nur noch die Einstein-Variante und da muss ich mikroskopisch kleine Leckerchen nehmen, damit das Tier auf Dauer nicht platzt, denn es findet alles sehr sehr schnell. 

Wir hatten auch mal einen Futterball besorgt, aus dem Leckerchen fallen, wenn der Hund ihn umher kullert. In der Beschreibung stand, das sei ein „anspruchsvolles Spiel für intelligente Hunde“, ein Text, der ganz offensichtlich nur dem Hundehalter schmeicheln soll. Jeder Hund, der nicht völlig gegen die Schleuse geschwommen ist, ist in der Lage, einen Ball anzustupsen, das Leckerchen zu bemerken, das spätestens nach zwei Sekunden rausfällt, und die Beute weg zu mümmeln. Damit kann ich meinen Hund satte 5 Minuten lang klasse beschäftigen. 


Ein Feuerwerk der nutzlosen Methoden.
 

Was soll ich nur machen, damit das Tier draußen nicht mehr alles frisst? Mein Freund, das Internet, empfiehlt jenseits der Rütter-Methode: Mit dem Fuß auf den leckeren Abfall drauf treten und so deutlich machen, dass er mir gehört (klappt nicht weil mein Hund meist viel schneller ist als ich. Und wie soll ich auf etwas drauftreten, was unter einem Auto liegt - hä?) Aus dem gleichen Grund wird empfohlen, den Unrat zu verprügeln (übrigens auch den begehrten Kot). Klappt nicht, siehe oben. Ebenfalls wird empfohlen, dem Hund ein Tauschgeschäft vorzuschlagen, ihm ein Leckerchen anzubieten, wenn er die Beute fallen lässt. Klappt nur bei großen und vergleichsweise unattraktiven Fundstücken. Kleinere und leckere sind viel zu schnell weg gemampft. Bleibt noch die Methode schimpfen (klappt nicht im mindesten, hat zwar den Effekt, dass der Hund weiß, dass ich die Fresserei schlimm finde, erhöht aber seinen Druck, schnell sein zu müssen). Das Anwenden von Tabuworten („Nein!“, "Aus!", "Pfui!" und "Tabuuuu!" <wie originell>) hilft nur bei unattraktiven Sachen wie Brötchentüten oder dreckigen festgeklebten Bonbons. Bei einer Salamischeibe hilft kein „Nein!“, "Aus!", "Pfui!" oder "Tabuuuuuuuuuuu!" . Ich weiß jetzt, dass der Bodenbelag meiner Stadt zu ca. 20% aus Salamischeiben besteht.

Neulich trank das Tier aus einem abgestellten Coffee-to-go-Becher. Es ist ein sehr modernes, urbanes Tier. 

Da kann man schon mal verzweifeln. Das Internet hilft nicht, Martin Rütter hilft nicht. Da steht man nun da mit einem verprügelten Hundehaufen, auf dem Weg zum nächsten lustigen Suchspiel, während der Hund vergnügt und unbeeindruckt neben einem vor sich hin knuspert. Und es gibt nicht einmal mehr „Wetten das …“ Sonst hätte ich folgende Wette anzubieten: Wetten, dass ich 55 Sorten städtischen Unrats am Schmatz- und Knuspergeräusch meines Hundes auseinanderhalten kann?"

Quelle (mit geringfügigen Anpassungen auf unsere Situation):  http://kommstdu-hierher.de

 

 


The dog trainer lets me down

 

Despite my skepticism towards dog Whisperer of any kind, I saw ALL german episodes of "Der Hundeprofi" with “Martin Rütter”.

In fact, I learned a lot from him. Above all, I didn't realize before how important timing is when praising. If you praise too late, for example, it can happen that you praise the dog for drilling in its own ear. Or sneezes. The dog itself would not be surprised, it trusts ME a lot. But it wouldn't be useful.

 

As an intimate connoisseur of the episodes of  "Der Hundeprofi", I noticed that 90% of the dogs examined by “Rütter” are extremely underemployed and underutilized  -  says “Rütter”. Therefore a feed dummy has to be found. Or a ball. Or another throwing bullet.

The animal is playing with us and is amused and becomes tired like crazy and then with the last of its strength it does what you tell it to. That is roughly the principle of “Rütter”-training.

 

In one of the episodes there was once a dog who liked to eat his buddies' little piles (shit). This happened to my last dog (Limes), but it was very, very rare - he preferred human shit in the woods and fields far more often. The legacies from cats are supposedly more dangerous. And those of wild animals. The latter, however, only because you can apply it to yourself as an “Eau de Fox” by rolling devotedly and then feel like a dog from the world. For dogs, a forest is a kind of “Douglas” perfumery. “Come in and find out and smell like hell”. But back to Martin Rütter. The dog that ate the shite of its buddies was, of course, - na? - right, underemployed, bored and under-challenged. No sooner had you played a few funny search games and threw dummies than the dog passed the most delicate pile without any appreciation.

 

I always do fun search games with my dog. Our whole existence is a single funny hidden object game. I hide treats behind tree bark, under roots and on park benches. My dog finds it, chews it away, turns around and has a discarded lollipop between its teeth. "Like Kojak" and I think: "And? What now, Martin Rütter?"

 

I know what he would say: The animal is no longer allowed to have free food at home! No, Martin, didn't. We only get food when I want it (or my mistress). My dog can sit in front of a beef ear or a piece of dried rumen and NOT take it (Nooooo!) - when I look at him. If I look the other way, the insidious little fellow picks up the roast! So – Rütter, and now you come!

 

Thinking game or eating game?

 

We play mind games so that the animal is not underemployed, bored and under-challenged, despite its restricted mobility, we only spend around two to three hours in nature with it every day due to lack of time. There was once a TV show  with the dog professional and with a beagle who was obviously boring all day. He had to look for little treats under small cups. I don't have any small cups, but three “Brain Train”-games for dogs I made myself. Now we only play the Einstein variant and I’ve to take microscopic treats so that the animal doesn't burst in the long run, because it finds everything very, very quickly.

We also got a food ball once, from which treats fall when the dog rolls it around. The description stated that it was a "challenging game for intelligent dogs", a text that was obviously only intended to flatter the dog owner. Any dog that has not completely swum against the sluice is able to poke a ball, notice the treat that falls out after two seconds at the latest, and rub the prey away. In this way I can keep my dog busy for five minutes.

 

A firework of useless methods

 

What should I do so that the animal no longer eats everything outside? My friend, the Internet, recommends going beyond the “Rütter”-method: Step on the delicious garbage and make it clear that it belongs to me (doesn't work because my dog is usually much faster than me. And how should I step on something step on what's under a car - huh?) For the same reason, it is recommended to beat up the rubbish (including the coveted excrement, by the way). Does not work (see above)! It is also recommended to offer the dog a swap to offer him a treat if he drops the prey. Only works for large and comparatively unattractive finds. Small and tasty ones are gone far too quickly. That leaves the method of scolding (does not work in the least, has the effect that the dog knows that I think the eating is bad, but increases its pressure to have to be fast). The use of taboo words ("No!", "Out!", "Ugh!" And "Tabooooooo!" <How original>) only helps with unattractive things like bun bags or dirty stuck candies. With a slice of salami, "No!", "Off!", "Ugh!" or "Taboooooooooooooooooo!". I now know that the pavement of my city consists of around 20% salami slices. The other day the animal drank from a put down “coffee-to-go”-mug. It's a very modern, urban animal.

 

One can despair at times. The Internet doesn't help, Martin Rütter doesn't help. There you stand there with a beaten dog poo, on the way to the next funny search game, while the dog is happy and unimpressed and nibbles next to you. And there is no longer even “I bet that…” Otherwise I would have the following bet to offer: I bet that I can tell apart 55 types of urban rubbish from the smacking and crunching sounds of my dog?

 

Source (with minor adjustments to our situation): http://kommstdu-hierher.de

 




Lustiges und Besinnliches